Vom Oulanka Nationalpark nach Oulu

Oh da steht ja noch ein Camper, stelle ich heute Morgen fest als ich die Jalousien nach oben schiebe. Wann ist der denn angekommen? Kennzeichen BB-…Böblingen. Aha!
Nach dieser Erkenntnis und einem Kaffee weiter verlege ich meinen Platz um 20 Kilometer, zum Visitor Center des Oulanka Nationalparks. Von dort möchte ich heute noch eine kleine Runde laufen. Ich komme dort an und der Parkplatz ist fast leer nur ein paar Rentiere begrüßen mich dort. Ich starte direkt von hier. Den Wanderweg zu finden ist nicht schwer. Alles ist super ausgeschildert und auch wie gestern bestes ausgebaut. Es ist erst 9 Uhr, aber schon ziemlich warm. Ich bleibe heute immer in der Nähe des Oulankajoki, dem Nationalpark namensgebender Fluss. Nach einigen Kilometern stehe ich dann doch mitten in einem Kiefernwald, ganz alleine. Weit und breit nichts, außer Vogelgezwitscher. Jetzt steigt doch etwas Unbehagen in mir auf und denke an die Bären die hier in der Gegend leben. Mistiges Kopfkino… Ich beruhige mich selbst in dem ich mir all das was ich darüber gelesen habe noch einmal ins Gedächtnis hole. Sie mögen keinen Lärm und gehen Menschen grundsätzlich aus dem Weg. Also mache ich mich vor jeder Kurve rechtzeitig bemerkbar, pfeife, schnipse oder klatschen die Hände. Nur das Singen deutscher Wanderlieder, nein, das möchte ich sogar einem Bären nicht antun. Ich komme mir jetzt selbst etwas bescheuert vor, aber es hilft mir und so soll man es schließlich auch machen. Natürlich treffe ich auf keinen einzigen Bären, dafür macht mir jetzt aber ein riesiger Brummer Avancen und umkreist mich minutenlang. Ich halte das aus, das ändert auch nichts, dann beginne ich genervt rumzufuchteln. Hilft auch nicht. „Man du nervst Digger“, beginne ich auf ihn einzureden und tatsächlich macht er sich kurz darauf endlich von dannen. Mittlerweile höre ich auch Stimmen von Kanuten die unter mir auf dem Oulankajoki paddeln und nehme mir jetzt endgültig für den Fall eines weiteren Urlaubs in Finnland vor, ein Kanu dabei zu haben. Ja, so mache ich es. Auch dieser Weg führt mich wie gestern durch Wald, Wiese, an Seen und Stromschnellen vorbei. Es gefällt mir, irgendwann setze ich mich auf eine Bank und genieße den Moment vollkommener Stille.

Zurück an meiner Ferienwohnung auf vier Rädern ist es draußen richtig warm geworden, 25 °C zeigt das Thermometer an und im WoMo ist es noch viel schlimmer. Was würde ich jetzt für ein eiskaltes Pils geben, aber der Kühlschrank gibt leider nichts her. Schade eigentlich!
Das erste Mal auf dieser Reise tausche ich die lange Hose gegen eine Short und die festen Schuhe gegen Schlappen. Mir steht der Schweiß auf der Stirn. Puh.
Ich fahre fast durchgängig auf der E20, die Außentemperatur steigt stetig, sehe immer wieder größere Herden Rentiere, fast ein bisschen inflationär. Ich bin auf dem Weg nach Oulu, angeblich die Stadt mit der saubersten Luft in Europa. In Oulu sind leider die ersten Plätze die ich ansteuere alle voll, also muss ich etwas suchen und mache so, ganz unfreiwillig, bereits die erste Stadtbesichtigung. Am Ende werde ich aber fündig und stehe, wie in Finnland eigentlich nur möglich, ganz in der Nähe des Wassers, das Thermometer zeigt 29 °C an. Bei diesen Temperaturen könnte, aber wirklich nur könnte, ich mir vorstellen morgen in der Ostsee, am Finnischen Meerbusen, baden zu gehen.

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