Toivainen – Campieren in einem Ökodorf

Nachdem wir ca. 160 Kilometer Richtung Osten gefahren sind, kommen wir die nächsten Tage bei Lindas Freundin Hanna in der Nähe von Toivainen unter. Auf dem Weg dahin laden wir Hanna’s Tochter samt Freundin in Naantali ein. Ab jetzt herrscht bei allen Kindern schüchternes Schweigen, jeglicher Blickkontakt wird vermieden 😀. Trotzdem meistern alle die verbleibenden 25 Kilometer tapfer. Wir werden von Hanna am Briefkasten an der Straße empfangen. Die Kinder steigen aus und Hanna ein, sie zeigt uns jetzt den Rest des Weges. Für unser Wohnmobil finden wir einen guten Platz, stellen den Motor ab und spätestens ab jetzt ist die Freude über das Wiedersehen bei Linda und Hanna groß. Gleich als erstes bekommen wir eine kurze Führung über das Grundstück und schnell wird klar, hier ist einiges anders.

Vor drei Jahren hat Hanna begonnen auf diesem Grundstück ein Haus nach ökologischen Maßstäben zu bauen. Strom wird nur über Solar erzeugt und es gab ebenfalls Versuche Wind in Strom zu verwandeln. Das hat bisher leider nicht gut funktioniert, da der Windgenerator ständig defekt ist. Im Sommer erzeugt die Solaranlage ausreichend Strom für alle mögliche Geräte, von daher ist Verzicht im Sommer kaum nötig. Anders sieht das im Winter aus. Da werden Kühlschränke abgeschaltet, Kerzen sogen für Licht und die Notebooks stehen den Kindern nur noch begrenzt zur Verfügung. Spätestens nach einem Blick auf die Toilette konnte man bei unserem Jüngsten in ein langes Gesicht schauen. Das tägliche Geschäft wird hier auf einem Plumpsklo erledigt. Aber ähnlich wie bei einer Trockentrenntoilette für das Wohnmobile sorgt selbst eingesammeltes Streu für die Trocknung der Biomasse. Lediglich Trinkwasser kommt aus dem öffentlichen System, für Brauchwasser wird Regenwasser gesammelt.

Das ökologische Leben bedeutet in diesem Dorf aber mehr. So werden sich Waschmaschinen geteilt, Gemüse gemeinschaftlich eingekauft oder selbst angebaut und man sammelt Beeren und Pilze. Rinder werden gemeinschaftlich und so nachhaltig gehalten, dass diese Art der Haltung von der Europäischen Union gefördert wird. Uns beeindruckt die für uns teilweise beschwerlich erscheinende Art des Lebens irgendwie schon.

Ganz in der Nähe befindet sich eine Sauna, die von der Gemeinde gemeinsam genutzt werden kann. Mit Hanna schauen wir uns diese an. Bei dieser Sauna handelt es sich um eine traditionelle Rauchsauna. Die wird beim Einheizen komplett mit heißem Rauch gefüllt und heizt sich so über einen ganzen Tag vollständig auf. Dann wird der Rauch aus der Sauna herausgeblasen und die mittlerweile heißen Steine heizen den Raum weiter auf. Durch den Rauch ist der komplette Innenraum verrußt und es riecht wie  ein Kamin.