Pamplona

Nachdem ich Biarritz verlassen habe, erreiche ich bald die westlichen Ausläufer der Pyrenäen. Es geht die Serpentinen hoch und noch etwas höher und steuert mich tief hinein in ein Regengebiet. Es regnet aus Kübeln, die Scheibenwischer kommen kaum hinterher. Dann plötzlich ist alles vorbei und mir eröffnet sich ein großartiger Blick über die Berglandschaft und dann bin ich plötzlich in Spanien. Ganz unbemerkt habe ich die Grenze überfahren, lediglich eine spanische Flagge deutet darauf hin. ¡Holá!, Buenos dias España, denke ich mit einem Grinsen im Gesicht. 
Ich muss noch einige Kilometer durch die Berge fahren, die Straßen sind jetzt gut ausgebaut, so dass ich gut voran komme. Dann, nach einer letzten Tunnelfahrt, passiere ich die Ortseinfahrt von Pamplona. Noch ein paar weitere Kilometer und ich stehe auf meinem Platz für die kommenden zwei Tage, der sich unweit der Altstadt von Pamplona befindet. 
Es beginnt wieder an zu regnen, also verbringe ich die Zeit mit anderen Dingen. Am späten Nachmittag bietet sich dann doch noch einmal die Gelegenheit für eine Stipvisite. Meine Güte ist die Stadt voll! Unzählige Menschen sitzen sehr gesprächig auf Bänken auf den Straßen, oder stehen in und vor den zahlreichen Restaurants und Bars. Die schmalen hohen Gassen wirken wie ein Verstärker. Das sollte aber nur ein Vorgeschmack auf den kommenden Tag sein.

Am Sonntag ist bestes Wetter, strahlende Sonne. Ich laufe erneut in die Stadt, heute schon etwas zielgerichteter, denn gestern habe ich die Stadt ausgiebig erkundet. Heute sind unzählige Menschen auf den Straßen und alle laufen in die gleiche Richtung. Da laufe ich einfach mit und lande bei der Kirche San Fermin Aldapakoa. Hier ist heute der Ausgangspunkt für eine Prozession zu Ehren San Fermins und für mich für einen der schönsten Tage auf dieser Reise.
Es dauert noch einige Zeit bis es losgeht. Diese Zeit nutzen die Cabezudos (Dickköpfe) und der Reiter auf dem Zaldikos (Pferd) um mit Schweinsblasen, heute aus Schaumstoff, auf die Leute einzuschlagen. Die Menschen haben ihren waren Spaß daran und auch ich bekomme meine Tracht Prügel. Und dann geht es endlich los, 
Die über vier Meter hohen Riesen laufen und tanzen, von einer Person getragen, von Musik begleitet durch die engen Straßen und das Volk läuft mit oder applaudiert. Es herrscht eine großartig, ausgelassene Stimmung. 
Nach der Prozession geht es aber noch weiter, verschiedenste Gruppen laufen jetzt musizierend durch die Stadt und die Menschen tanzen dazu oder singen mit. Bier und Wein fließt in Strömen. Es ist teilweise so voll in den Straßen, dass kaum noch ein Durchkommen ist. Und das alles vollkommen ungestresst. Es ist MEGA und ich bekomme das strahlen nicht mehr aus meinem Gesicht.

Fast beiläufig kann ich noch erwähnen, dass Pamplona eine der Hauptstationen auf dem Camino (Jakobsweg) ist. Es gibt hier zahlreiche Kirchen und Pilgerherbergen. Die gelbe Muschel auf blauem Grund ist hier allgegenwärtig. Ja, das wäre sicher auch mal ein Ziel, wenigstens einen Teil dieses Weges zu laufen.