Offroad zum Weihnachtsdorf

„Bin im Weihnachtsdorf.“ Ganz nüchtern gebe ich diese Meldung nachhause ab. DAS Weihnachtspostamt steht hier, fast direkt neben mir. Eigentlich wollte ich hier nur einen Fotostop machen und dann schnell weiter, denn trotz der dauerhaft dudelnden Weihnachtsmusik will bei mir hier wirklich keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Es scheint die Sonne, es sind 22 Grad und von Schnee ist hier weit und breit nichts zu sehen.
Aber der Tag begann alles andere als sonnig. Im Gegenteil, es war kalt und naß. Das eigentliche Ziel für heute ist der Pallas-Yllästunturi-Nationalpark. Fest entschloss mache ich mich also auf den Weg, fahre auf der 955 Richtung Osten. Abgesehen von Kälte und Regen läuft es gut. Es ist überhaupt nichts los. Auch wie gestern hält die Landschaft keine großen Überraschungen bereit, es wird immer eintöniger, so dass ich in einen tranceartigen Zustand verfalle. Alles geht automatisch. Eine kräftige Bodenwelle holt mich für einen Moment aus diesem Zustand, in den ich aber unmittelbar wieder zurückfalle. Ich glaube die Sami Musik aus dem Radio verstärkt diesen Zustand noch erheblich. Hier ist einfach nichts außer Bäume. Selbst die Rentiere bleiben fern. 

Nach etlichen vielen Kilometern erreiche ich eine Kreuzung, aber selbst da muss ich nur gerade aus rüber. Mir ist langweilig und da kommt das, was da auf mich wartet, gerade recht. Die offizielle Straße 955 auf der es weiter geht ist unbefestigt. Na endlich denke ich, zögere aber trotzdem einen Augenblick, schaue doch noch einmal nach einer Alternative und fahre dann weiter gerade aus. Es ist schmierig, ein wenig Split liegt auf der Straße und tatsächlich gibt es kaum Schlaglöcher. Allerdings muss ich doch aufpassen, denn ab und an beginnt das Fahrzeug zu rutschen. Ich schalte einen Gang runter, fahre langsamer und muss mich konzentrieren. Der nächste Wegepunkt auf der Karte befindet sich in 20 km. Dort angekommen muss ich feststellen, dass es weiter offroad geht. Okay, ich akzeptiere, weiter geht’s. Es fängt mittlerweile wieder an aus Eimern zu schütten, was die Bahn noch rutschiger macht. Langsam hört der Spaß für mich auf, spätestens nachdem sich weitere etliche Kilometer anschließen. Nach ca. 60 Kilometern erreiche ich wieder eine befestigte Straße. Das Auto sieht aus wie Sau, aber das ist mir fast egal. Ich fahre weiter und zu meinem Entsetzen verwandelt sich diese Straße wieder in eine unbefestigte Straße. Wenn das bis zum Nationalpark so weitergeht habe ich so noch etwa 100km vor mir. Jetzt habe ich doch die Faxen dicke. Ich werfe noch einen Blick in die Wetter App und meine Entscheidung steht fest. Ich lasse den Nationalpark aus und fahre direkt nach Rovaniemi. 

Von dem Ort in dem ich mich befinde erreiche ich bald die 79 die mich ans Ziel bringt. Ein dicker Regenguss noch und dann kann ich zusehen wie das Thermometer steigende Temperaturen anzeigt. „Richtige Entscheidung“, bestätige ich mich selbst. Sogar Rentiere sehe ich dann doch noch ganz nah. In Rovaniemi mache ich noch eine kurze Tour durch die Stadt, aber auch diese Stadt ist alles andere als ein Perle. Ich fahre zum Weihnachtsdorf, das etwas außerhalb, in der Nähe des Flughafens liegt. Motor aus! Hier bleibe ich für diese Nacht…