Letzte Fahrt

Ich wache auf, mir ist ungewöhnlich warm. Ich glaube die Heizung läuft noch, stehe etwas schlaftrunken auf und schaue mal nach. Nö, Heizung ist aus. Ich riskiere mal einen Blick nach draußen. SONNE ☀️! Nicht eine Wolke ist zu sehen. Die Solaranlage läuft auf Anschlag, mehr geht nicht. Das wird ein guter Tag, da bin ich mir jetzt schon sicher.

Stellplatz am Brensholmen

Ich starte also nach Tromsø, nehme dafür weiter die 862. Kurz vor dem Ziel mache ich noch einen kurzen Halt um Lebensmittel einzukaufen. Nachdem das erledigt ist suche ich mir in Park4night einen Parkplatz in Tromsø, stelle den im Navi ein und weiter gehts. Als ich dem Parkplatz näher komme werden die Straßen immer enger und ich bin mitten drin im Wohngebiet. Parkplatz? Fehlanzeige! Ich überprüfe das noch einmal, aber tatsächlich stimmen die Koordinaten nicht. Ich drehe um und suche weiter. Glücklicherweise finde ich einen Parkplatz an Seitenstreifen, packe meine Klamotten um zielstrebig die Innenstadt von Tromsø zu besichtigen. Ich mache wenige Schritte auf eine Parkschild zu und muss leider feststellen, dass es sich hier um eine Anwohnerparkzone handelt. Ich überlege kurz ob ich dieses Schild geflissentlich ignoriere, denn schließlich ist rundherum ausreichend Platz. Ich fahre trotzdem weiter, will hier nichts anbrennen lassen. Irgendwie soll es nicht sein. Ein weiterer Parkplatz soll trotzdem her, ich fahre also weiter, in einen Tunnel mit Kreuzungen und Kreisverkehr. Ich bin beeindruckt. Ich fahre aus einem Kreisverkehr raus, es folgt eine Kurve nach rechts und plötzlich gibt es einen heftigen Schlag. Ich ziehe vor Schreck ziehe den Kopf ein, bremse sofort. In dem Moment beginnt unmittelbar vor mir eine rote Warnlampen zu blinken. Ich habe eine Höhenkontrolle ausgelöst. Ich bin offenbar im Tunnel in die Zufahrt zu eines Parkhauses geraten. Ich bin etwas ratlos was jetzt wohl zu tun sei, steige aus und schaue sorgenvoll an das Dach meines Autos, kann aber erst einmal keine Schäden erkennen. Ich gehe hinter das Fahrzeug, da kommt ein weiteres Wohnmobil angerauscht. Dem winke ich zu und gebe ihm zu erkennen, das dies hier definitiv der falsche Weg ist. Ich setze mit ein Stück in eine Bucht zurück, da steuert ein VW Transporter ebenfalls auf die zu und wendet dort und bleibt kurz stehen. Ich erkenne irgendeine Aufschrift an der Seite des Fahrzeugs und gehe davon aus, dass es sich um die Tunnelwacht o.ä. handelt. Sie schauen kurz in meine Richtung und ziehen wieder von dannen. Ich gebe ebenfalls Gas und tue es ihnen nach. Ich bin verärgert, über mich selbst, über die akute Gesamtsituation. Ich muss versuchen mich zu konzentrieren, denn mein Ziel einen Parkplatz zu finden steht weiterhin. Aber es ist schier aussichtslos. Ich beschließe es hier in Tromsø aufzugeben. Beim nächsten Halt sehe ich mir das Dach durch die Dachluken noch einmal genauer an und finde eine beschädigte Stelle im GfK der Hutze. Spätestens jetzt könnte ich im Kreis kotzen. Ich tape die Stelle etwas über. Glück im Unglück, alles andere wie die Solaranlage, Sat-Anlage und Dachfenster scheinen in Ordnung zu sein.

 

Erst auf der E9, dann auf der 91 fahre ich zum Breivikeidet Fähranleger und setze über nach Svensby. Es ist schön hier. Die Gipfel auf der anderen Seite des Fjords sind mit Schnee bedeckt und die blaue Farbe des Wassers bilden einen traumhaften Kontrast. Auch hier muss ich eine Stunde auf die Fähre warten, aber das ist bei diesem Anblick sehr kurzweilig. Auf der 91 geht es dann nach der Ankunft auf der anderen Seite des Fjords weiter, bis Lyngseidet. Da wartet schon nach kurzer Fahrt die nächste Fähre. Es geht nach Olderdalen. Auch die schippert pünktlich los und das Deck bleibt fast leer. Es wird meine letzte Fährfahrt in Norwegen auf dieser Reise sein. Ich bin fast etwas wehmütig und genieße noch einmal die Überfahrt und das sich mir offenbarende Panorama. Ich versuche diese letzten Bilder aus der Mitte des Fjords in mein Gedächtnis zu brennen. Es ist wirklich unbeschreiblich schön.

In Olderdalen fährt man von der Fähre direkt auf die E6. Sie wird die Straße sein auf der ich nun fast bis zum Nordkap fahre. Ich fahre noch ein ganzes Stück, sehe eine Rentierherde und mache in Burfjord für heute halt. Ich werde mal meine Angel fertig machen. Ich verlasse Norwegen nicht ohne einmal Fischen gewesen zu sein.
Ja, es war trotz allem ein schöner Tag…