Fahrt vom Torre nach Mira de Aire

Die Nacht verbringe ich ziemlich einsam mitten in den Bergen der Serra da Estrela. Beim Blick auf dem Fenster in die Dunkelheit blicke ich auf eine mittelgroße Anzeige die mir mit gelben, leuchtenden Ziffern die Uhr anzeigt, was schon etwas skurril ist und dem ganzen so etwas eine Endzeitstimmung verpasst. Naja ich befinde mich in Portugals einzigem Skigebiet und die Uhr gehört wohl zum Equipment. Von Schnee ist hier allerdings noch weit und breit nichts zu sehen.
Noch vor Sonnenaufgang fahre ich zum Torre (1.993m). Das ist er höchste Berg auf Portugals Festland. Es ist noch dunkel als ich nach 15 Minuten Fahrt auf dem Gipfel, auf dem sich. ja wirklich, ein Kreisverkehr befindet, ankomme. Es herrscht totale Stille und ich nutze die Gelegenheit für einige Fotos. Bei einem Kaffee warte ich dann auf den Sonnenaufgang, allerdings ist es heute morgen ziemlich diesig. Ich drehe hier noch eine kleine Runde bevor ich mich auf den Weg nach Mira de Aire aufmache.

Die Fahrt beginnt mit einer unglaublich schönen Abfahrt die aus der Serra da Estrela heraus führt. Während ich die Serpentinen hinabfahre eröffnet sich mir ein toller Blick in die Weite. Ich sehe Baumbewachsene Hügel  und dazwischen Ortschaften die an ihren weißen Häusern gut zu erkennen sind. Mir kommen einige Motorradfahrer entgegen oder weder von ihnen überholt, es ist wohl ein Paradies für Biker.

Nach einigen Kilometer rasanter Fahrt bergab, biege ich auf eine weniger gut ausgebaute Straße ab. Diese ist kaum breiter als mein Wohnmobil und die kommenden Kilometer werde ich die Nerven behalten müssen. Ein gewisser, vielleicht leichtsinniger Optimismus hilft mir. Ich durchfahre nun kleinste Dörfer die in steile Hanglagen bebaut wurden. Spätestens hier wird es dann richtig eng. Ich muss mich durch die an der Straßenseite geparkten Auto schlängeln und dabei auch immer die Höhe meines Wohnmobils im Blick behalten, denn der ein oder andere Ast der Bäume ragt verdächtig weit über die Straße. Aber es geht alles gut. Die Bewohner grüßen freundlich und ich ebenso mit einem herzlichen „Bom dia“ zurück, was dann meinen portugiesischen  Wortschatz zu hundert Prozent ausreizt.
Es ist wirklich traumhaft, es ist eine dieser Gegenden, wie ich mir Portugal immer vorgestellt habe. Nach einem sehr steilen, engen und kurvenreichen Anstieg gelange ich zur einer 
größeren, stark mit LKW’s befahrenen Straße, womit jede Romanik abrupt endet.

So eine Fahrt zieht sich dann doch ziemlich in die Länge und nach 4 1/2 Stunden und 220 gefahrenen Kilometern komme ich in Mira de Aire an. Die letzte Steigung zu meinem Stellplatz hier im Ort ist so steil, dass ich ernste Zweifel habe, ob mein Wohnmobil es hier hoch schafft. Aber auf der anderen Seite wäre ja hier keine Straße wenn es unmöglich ist, also los… Tatsächlich spüre ich wie die Automatikschaltung allen Optimismus zurücknimmt und Gang für Gang runter schaltet und dann bei 3.500 Umdrehungen den Wagen den Berg hinauf quält. Geschafft und ich bin wieder um einen Erfahrungsschatz reicher und lobe laut „Gut gemacht Digger“ und meine damit mein Auto.
Es ist jetzt mitten am Nachmittag, und das Thermometer zeigt 29 Grad an. Nicht ganz weit von meinem Stellplatz befindet sich die Grutas de Mira de Aire, die größte Höhle Portugals mit einer bisher bekannten Länge von 11.500 Metern und einer Tiefe von 230 Metern. Sie wurde erst 1947 bei der Suche nach Wasser entdeckt und seit 1974 kann sie besichtigt werden. Ich besuche diese Höhle und nehme an einer etwa einstündigen Führung teil. Sehr imposant! Wir steigen ingesamt 110 Meter tief ab und laufen ca. 600 Meter durch die Höhle. Am Ende bringt uns, sehr komfortabel, ein Fahrstuhl wieder ans Tageslicht.

Ziemlich erschöpft schaue ich heute Abend noch einen Film, für mehr habe ich heute keine Energie mehr. Morgen geht es dann weiter, nach Nazare, dem Surferspot in Portugal…