Wandertag in der Serra da Estrela

Für mich gehts wieder weiter, die Nacht war super und es ist schön an so einem Ort aufzuwachen. Heute habe ich ein bisschen Strecke vor mir auf dem Weg in die Serra da Estrela, ein Gebirge mitten in Portugal. Ich möchte nicht über die Autobahn fahren, weshalb ich mehr Zeit für die Fahrt einplanen muss. An der Grenze bekomme ich eine Stunde geschenkt, ganz offiziell, ich befinde mich jetzt in einer anderen Zeitzone.
Die Fahrt über die Landstraße ist schön, denn ich bekomme einen Eindruck über die tolle Landschaft die sich jetzt schnell ändert und zu einem Gebirge wird. Noch freue ich mich über die tollen Farben, das satte Grün der Bäume, die weißen Häuser die nun überall zu sehen sind und die riesigen Felsen die nun einfach in der Gegend rumliegen. Zwanzig Kilometer vor Maneigas, meinem Ziel für heute ändert sich das schlagartig. Ich fahre jetzt durch ein Gebiet das durch einen Waldbrand arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das ändert sich bis kurz vor Manteigas nicht. 
Nichtsdestotrotz erreiche ich mein Ziel, stelle das Auto ab, mache mir einen Kaffee und setze mich in die Sonne, es sind 27°C. Ich muss mich für die geplante Wanderung noch etwas motivieren, aber nachdem ich die ersten Schritte gemacht habe freue ich mich auf dem Trail zu sein. 
Nach einigen Kilometern erreiche ich den Berg um den ich halb umrunden werde und anschließend über ihn drüber wieder zurücklaufen werde. In dem ersten Waldstück fallen kleine, lästige, schwarze Fliegen über mich her, meine Augen, Nase und Mund sind die bevorzugten Ziele. Üblicherweise lässt das ja irgendwann nach, aber diese hier lassen mehrere Kilometer nicht von mir ab, ich denke ernsthaft darüber nach die Tour abzubrechen. Ich bin hochgradig genervt, mit einem Laubzweig versuche ich mir die Viecher vom Leibe zu halten. Dann erreiche ich eine Straße und als wäre es eine ungezeichnete Grenze, lassen sie endlich von mir ab. Hier habe ich die Hälfte geschafft, jetzt muss ich über den Berg rüber und dafür habe ich einen steilen Anstieg vor mir. Nachdem ich oben angekommen bin eröffnet sich mir ein grandioser Ausblick. Es hat sich mal wieder gelohnt. 
Jetzt gehts wieder zurück und wieder laufe ich durch ein verbranntes Waldstück. Limettengrüner Farn hat hier bereits begonnen sich dieses Gebiet wieder zurück zu erobern. Das macht Hoffnung und ist sagenhaft schön.

Mit leicht schmerzenden Knien, der Abstieg war genauso steil wie der Aufstieg, komme ich zurück nach Manteigas. Nach einer ausgiebigen Trinkpause stelle ich fest, dass ich hier überhaupt kein Netz habe. Eine absolutes No Go für mich. Außerdem ist mir die Straße aus Kopfsteinpflaster in der Nähe ohnehin etwas zu laut. Also beschließe ich meinen Schlafplatz woanders zu suchen. Ich fahre noch einige Kilometer über den schmalen Pass. Nach einigen Kilometern finde ich einen super Platz auf 1.600 Metern, mitten in den Bergen.