Radtour um Karlstad

Sechs Uhr und ich bin schon wieder wach. So geht das nicht. Sechs Wochen bin ich jetzt unterwegs und nur einmal habe ich bis halb acht geschlafen. Was soll‘s, draussen gibt die Sonne gerade alles, ich mache mir einen Kaffee und genieße den Morgen vor der Tür. Es ist noch total ruhig, alle Nachbarn schlafen noch, oder tun vielleicht auch nur so oder versuchen es ebenso verzweifelt. Ich lese Nachrichten, hören meinen allmorgendlich Podcast. So wie fast jeden Tag. Plötzlich geht die Tür des Wohnmobils neben mir auf und es springt vergnügt ein kleiner Hund heraus. Auch der ist noch etwas steif in den Gliedern. Er schnüffelt sich einmal über die Wiese. Dann setzt erst sich fünf Meter vor mir hin und macht das was wir Menschen gewöhnlich nach dem ersten aber spätestens nach dem zweiten Kaffee machen. Ich überlege kurz ob ich etwas sage, aber zu wem eigentlich? Der Hund wird mich möglicherweise nicht verstehen. Aber die Nachbarswohnmobilistin hat es dann doch bemerkt und kommt mit einer Tüte und sammelt das Häufchen ein und murmelt mir ein etwas verschämtes „T’schuldigung“ rüber. 

Guten Morgen!

Anderthalb Stunden später, ich schnappe mir mein Fahrrad und starte eine Fahrradtour. Linda ruft an, da möchte ich natürlich rangehen. Wir telefonieren und ich schiebe mein Rad die ersten Kilometer. Dann aber. Der Weg führt mich durch Wald, ein Stück an einer größeren Straße, dann aber einen langen Teil am Fluß Klarälven entlang. Ein sehr schöner Abschnitt. Dann biege ich ab, ich möchte noch in die Innenstadt. Ich stelle mein Fahrrad ab und weiter gehts zu Fuß. In einigen Ecken ist Karlstad ganz schön, in anderen eher gewöhnlich. Mir fallen die Vielzahl an Dönerbuden auf und das ist für mich wie ein Zeichen. Einer der Läden wird es dann und um es mir einfach zu machen sage ich 
„Number Five and a Coke please“ 
Die Bedienung gibt mir zu verstehen, dass er nicht weiß was Five ist, ich müsse es ihm schon sagen. Ja okay, kein Problem denke ich und lese es ab, 
One Döner Kebab Mos please“ 
„Fries?“
fragt er zurück.
„Not Fries“,
erwidere ich. Er schaut mich fragend an.
„With Moos“,
versuche ich es erneut. Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er es immer noch nicht verstanden hat. Das kann doch nicht so schwer sein, beginne ich zu zweifeln und versuche es noch mit zwei weiteren Betonungen. Jetzt scheint es ihm zu dämmern, zum Glück denn langsam komme ich mir irgendwie blöd vor.
„Muus“,
sagt er endlich und macht das Kartoffelpüree auf den Teller. Schwere Geburt 🙂

Als ich am Stellplatz zurück bin, hat die komplette Belegschaft einmal durch getauscht. Ich bleibe heute noch hier, fahre morgen weiter. 
Ich nutze die Zeit, lese noch einige Magazine und knubber ein paar leckere Kirschen. Ein Hubschrauber knattert immer über mich hinweg. Muss mal gucken was der so macht, denke ich. Er landet ganz in der Nähe und fliegt von dort fortwährend wieder weg. Sieht aus als würde er Rundflüge machen. Tatsächlich, auf dem Campingplatz werden Rundflüge angeboten. Fünfzig Euro für 5 Minuten, das ist mir aber zu teuer.
Ich schaue mir das Treiben eine Weile an und verschwinde dann wieder. Bleibt für mich heute nur noch der Blick auf die Karte, wo soll es denn morgen hingehen?