Radtour nach Helsingborg

Was für eine Nacht. Der Wind hat in der Nacht noch einmal gezeigt was in ihm steckt, das macht nicht nur Krach im Wohnmobil, sondern schüttelt es ordentlich durch. Wenn man das Wohnmobil in so einer Situation in den Wind stellt, spürt man vom Wind fast nichts. Das war hier aber leider nicht möglich und damit muss ich es einfach so gehen. Gegen zwei Uhr in der Nacht fängt es dann auch noch an zu regnen, wirklich nicht schön, denn nun kommt zum Schütteln und Pfeifen auch noch Klopfen. Ich schlafe dann irgendwann trotzdem ein und fühle mich heute morgen wie einmal durch den Wolf gezogen. Wie jeden Tag mache ich zum Lüften die Tür auf, ich spüre die frische Luft am ganzen Körper. „Zu kalt“, beschließe ich und mache die Tür wieder zu.

Morgens in Falkenberg

Ich schaue mir das Wetter beim Frühstück von drinnen an und mache dabei einen Plan für heute. Dann noch schnell duschen und los geht’s. Erste Ziele für heute:

  • Klo leeren
  • Wasser nachfüllen
  • Lebensmittel einkaufen (es ist Samstag, morgen haben auch in Schweden alle Läden zu)
  • Mantel für Fahrrad kaufen 
  • Fahrrad reparieren ( geht nur wenn Kauf erfolgreich)

In Schweden ist es ja so, dass selten alles auf einmal geht, was so das Wohnmobil angeht. Entweder Toilette oder Frischwasser oder Grauwasser. Selten geht alles zusammen. Also nutze ich die erste Gelegenheit um die Toilette, bzw. deren Inhalt zu entsorgen. Etwas später, in einem großen Gewerbepark, finde ich eine Tankstelle an der ich Frischwasser nachfüllen kann. Ich muss dafür eine eigens dafür mitgeführte Gießkanne verwenden. Das ist etwas mühselig aber ich habe darin schon eine gewisse Routine. Zack, Zack, Zack ist das auch erledigt. Glücklicherweise befinden sich in diesem Gewerbepark auch ein Coop und ein Sportfachhandel. Perfekt, ich kann den Rest erledigen, nur die Reparatur verschiebe ich noch.
Dann juckel ich weiter über die E20 in Richtung Malmö. Ich glaube ein Schwede mit Wohnwagen hat seinen Abstandsassistenten auf mich eingestellt, denn er weicht mir über Kilometer nicht von der Pelle. Mir soll’s recht sein, aber eigentlich ist das meine Strategie entspannt zu fahren. Kurz vor Helsingborg fahre ich dann aber von der Autobahn und überlasse den Schweden seinem Schicksal. Jetzt muss er alleine klar kommen. 
Ich finde einen Stellplatz an der Marina von Råå auf Anhieb und bekomme den letzten Platz in der ersten Reihe und mache mich gleich an die Reparatur meines Fahrrads. Zwanzig Minuten später ist alles wieder schön und ich bin bereit für eine kleine Radtour. Alles wichtige kommt wieder in den Rucksack und auf geht’s.
Nach zwei Kilometern stelle ich fest, dass ich irgendwie in die falsche Richtung fahre, hmm…, nicht schlimm, der Blick nach rechts aufs Meer ist ja trotzdem schön. Nach einem großen Bogen, befinde ich mich jetzt wirklich auf dem Weg nach Helsingborg. Ich fahre ja nach einer Karte und suche mir immer kleine Wege raus um möglichst wenig an Hauptstraßen fahren zu müssen. So führt mich auch jetzt der Weg geradewegs über eine Schießbahn. Das Hinweisschild lese ich noch, die Absperrung ist jedoch offen. Ich blicke an den Büschen der Schießbahn etwas verstohlen vorbei. Sieht so aus als würde nicht geschossen werden. Ich mache mich nun deutlich sichtbar, es passiert nicht. Alles super. Dann trete ich forsch in die Pedale, mit wahnsinniger Beschleunigung und eingezogenem Kopf fahre ich wie ein querlaufendes Blechkaninchen in der Schießbude an den Nummern der einzelnen Schießbahnen vorbei. Puh, das ist ja nochmal gut gegangen. Mit ein bisschen Restadrenalin stehe ich nun gleich vor der nächsten Herausforderung, der Weg führt nun über mehrere Meter (vielleicht fünfzig) auf Brettern über eine Feuchtwiese. Achtung Kopfsache. Ich kann ja sonst auch ganz gut geradeaus fahren, aber hier eiere ich plötzlich von einer Bretterkante zur anderen. Gut dass mich hier niemand sieht. Nach einigen Metern fange ich mich aber dann doch und es klappt hervorragend, sogar so gut, dass ich einen Moment darüber nachdenke noch einmal zurück zu fahren. Macht ja irgendwie Spaß. Ich lasse es dann aber doch. Weiter gehts.
Bald danach erreiche ich das Zentrum von Helsingborg. Es ist internationales Food Festival und die deutsche Bratwurstbude ist wieder die erste in der Reihe. Danach ist mir jetzt gerade nicht, allerdings ist das Festival grundsätzlich wieder mal genau das richtige für mich. Ich umkreise die Stände und schaue mir genau an was da so in den Pfannen brutzelt. Ich entscheide mich für die französische Küche, „Blue Cheese Chicken and Mushrooms“. Das klingt zwar irgendwie gar nicht französisch, aber was soll‘s, jetzt weiß ich wenigstens was drin ist. So richtig lecker ist’s dann leider nicht, aber wenigstens bin ich satt, das ist doch auch schön, oder doch nicht? (nachdenkliches Smiley) 
Das Zentrum von Helsingborg ist wirklich überschaubar, zusammen mit dem großen Yachthafen, dem Hafenviertel und die historische Innenstadt ist das aber alles sehr sehenswert. Die dänische Küste und vor allem Helsingør sind zum Greifen nah. 
Irgendwann reicht es mir dann doch und ich mache mich auf den Rückweg. Das war heute ein richtig schöner Tag und merke:

Helsingborg ist auf jeden Fall ein Abstecher wert.